Christoph Carnier beim Fachforum Luftverkehr: „Geschäftsreisen sind kein Selbstzweck“

Die Nachfrage nach Luftverkehr wächst weltweit. Immer mehr Menschen können und wollen fliegen. Die Möglichkeit, in wenigen Stunden von Kontinent zu Kontinent zu reisen, ist Teil unserer heutigen global vernetzten Welt. Gleichzeitig stellen sich angesichts der Klimaschutzdiskussion viele die Fragen: Muss eigentlich so viel geflogen werden? Muss Fliegen nicht viel teurer oder gar verboten werden? Oder aber gibt es Möglichkeiten das Fliegen so zu gestalten, dass es stärker in Einklang mit dem Klimaschutz gebracht werden kann?

Wie die deutschen Unternehmen zu diesen Fragen stehen, erklärte VDR-Präsident Christoph Carnier am 23. Oktober beim Fachforum Luftverkehr des Tagesspiegel-Verlags in Berlin. Weitere Teilnehmer an der hochkarätig besetzten Gesprächsrunde waren Ricarda Lang, Bundessprecherin der Grünen Jugend, Ria Schröder, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Michael Rabe, Generalsekretär des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), und Clara Mayer, Aktivistin von "Fridays for Future".

Carnier: Nur eine effiziente Bahn ist eine Alternative

Carnier verdeutlichte, dass Geschäftsreisen mit dem Flugzeug kein Selbstzweck seien, sondern eine Notwendigkeit global agierender Unternehmen. Gleichwohl betonte er: „Die deutsche Wirtschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst und setzt, wenn möglich, auf Alternativen“. Diese seien jedoch gerade innereuropäisch rar gesät: „Die Bahn ist für viele Unternehmen nur dann eine Alternative, solange sie effizient ist. Wenn wir aber Mitarbeiter für ein einzelnes Meeting einen Tag lang in einen Zug setzen, ist das nicht mehr produktiv“.

Das sah auch die Junge Liberale Schröder so: „Die Bahn muss besser werden, um eine attraktive Konkurrenz zu sein“. Um vermeidbare Reisen einzusparen, setzten viele Firmen vermehrt auf Video- oder Telefonkonferenzen.

„FFF“-Aktivistin Clara Mayer: Politik muss Fliegen unangenehm machen

Aktivistin Mayer plädierte für ein gänzliches Verbot innereuropäischer Flüge bei Geschäftsreisen: „Die Freiheit des Individuums endet da, wo die Freiheit eines anderen eingeschränkt wird“. Dies sei beim Fliegen der Fall. Für sie sei es „ein Skandal, dass es kein europäisches Schienennetz gibt“. Die Politik müsse endlich dafür sorgen, dass Fliegen unangenehm werde.

Ähnlich äußerte sich die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Ricarda Lang: „Fliegen ist historisch gesehen ein Freiheitsgewinn, der aber durch Klimakrise auf die Probe gestellt wird. Flugreisen müssen klimaneutral werden und wir sollten Flüge innerdeutsch und innereuropäisch möglichst komplett überwinden“. Zudem müssten Bahnfahrten deutlich günstiger werden.

Dem Gedanken, auf Flüge innerhalb Europas komplett zu verzichten, widersprach Carnier auch mit Blick auf die Fürsorgepflichten: „Unternehmen sind auch für die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter verantwortlich. Lange Bahnreisen quer durch Europa sind für Geschäftsreisende nicht zumutbar“.

Eine ganz persönliche und positive Perspektive auf das Fliegen offenbarte Schröder: Ich möchte viele Flüge der Vergangenheit nicht missen, weil sie meine Weltoffenheit und Toleranz ermöglicht haben. Das Fliegen ist insgesamt eine tolle Errungenschaft.“

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