Ausgabe 22: Politischer Einfluss ist immer persönlich – Parteitage als Kommunikationsplattform

Digitale Kommunikation und insbesondere die sozialen Medien haben die Art und Weise, wie wir uns mit anderen Menschen austauschen, substantiell verändert. Das gilt auch in der Politik. Insbesondere nutzen viele Politiker Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram, um ihre Botschaften zu transportieren. Wirkliche persönliche und konstruktive Kommunikation findet dabei aber nicht statt. Im Mittelpunkt steht die Sendefunktion. Der Empfang von Botschaften ist deutlich weniger wichtig. Deshalb sind Botschaften von Verbänden an politische Entscheider über diese Kanäle höchstens flankierend sinnvoll, nicht als Hauptkommunikationskanal.

Unverändert bedeutsam für die Zusammenarbeit von Verbänden mit Politikern ist Vertrauen. Vertrauen aber entsteht nur durch persönliche Kontakte, die offen und fair aufgebaut und möglichst lange stabil gehalten werden sollten. Je besser und vertrauensvoller eine persönliche Beziehung ist, umso größer ist die Bereitschaft auf Seiten der Politik, Verbandsmeinungen anzunehmen und zu reflektieren.

Eine besondere Rolle in der Jahresarbeit von Politikern spielen die Parteitage. Sie dienen der programmatischen Weiterentwicklung und Festlegung und sind für Politiker wichtige Netzwerkplattform. Auch dienen sie der Selbstversicherung untereinander und zur Abgrenzung von anderen Parteien.

Da Parteitage grundsätzlich öffentlich sind, bieten sie auch für Interessenvertreter eine hervorragende Möglichkeit, bestehende Kontakte zu pflegen und neue aufzubauen. Deshalb besuche ich prinzipiell alle Parteitage, in diesem Jahr noch die Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen vom 15.-17.11.2019 in Bielefeld, den Bundesparteitag der CDU vom 22.-23.11.2019 in Leipzig und den der SPD vom 6.-8.12.2019 in Berlin.

Am Rande des Parteitages bestehen viele Möglichkeiten des persönlichen Austausches, von einem kurzen „Hallo“ bis hin zu detaillierten Gesprächen in den Pausen oder beim Parteiabend. Auch vermitteln die Parteitage einen vertieften Blick in die Stimmungslage und Befindlichkeiten der Parteien, was wiederum für die professionelle Lobbyarbeit des VDR eine hervorragende Basis ist, um sich richtig strategisch aufzustellen.

Über unseren Autor

Dr. Hubert Koch war bis März 2020 Repräsentant des VDR im politischen Berlin. In seinem Brief aus der Hauptstadt berichtete er, was sich hinter den Kulissen abspielt und an welchen Stellen die Lobbyarbeit des VDR ansetzt, um die Interessen seiner Mitglieder bestmöglich zu vertreten.