Autorin: Anke Pedersen
Gestörte Lieferketten, Fachkräftemangel, Energiekrise und explodierende Rohstoffpreise, Klimawandel und Corona: Die Herausforderungen für Unternehmen sind enorm – in Deutschland und weltweit. Doch nicht nur die Gleichzeitigkeit all dieser Faktoren stellt Geschäftsmodelle und Abläufe auf eine harte Probe.
Nicht selten ist es schlichter Unwissenheit, Unsicherheit sowie dem fehlenden Bewusstsein von Dringlichkeit geschuldet, wenn Unternehmen nicht adäquat reagieren oder handeln. Eine Vielzahl unterschiedlicher Untersuchungen und Umfragen legt nahe, dass dies zumindest beim Thema Nachhaltigkeit und klimaneutrale Mobilität der Fall ist. Auch wenn der Kostendruck aktuell überall enorm scheint, sollten wir nicht die Chance vertun, in die Zukunft zu investieren, um deutlich höhere Kosten durch die Klimaschäden zu vermeiden, die von den nächsten Generationen getragen werden müssen.
Dann ist es plötzlich da, das Jahr 2023, und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern müssen über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Tätigkeiten („Nichtfinanzielle Berichterstattung“) nicht mehr nur berichten. Ab 2023 werden nichtfinanzielle Kennzahlen geprüft* — und dann kann der eigene Betrieb plötzlich sehr alt aussehen.
„Umweltbewusstes Handeln ist kein Nice-to-have mehr; es ist eine absolute Notwendigkeit für Unternehmen.“
Ohne eine sofortige (!) Trendwende mit tiefgreifenden Treibhausgas-Minderungen, warnt der Weltklimarat IPCC in seinem sechsten Sachstandsbericht, wird die globale Erwärmung nicht mehr zu stoppen sein. Doch wo jetzt anfangen, um dem Klimaziel der Bundesregierung noch zu entsprechen und wettbewerbsfähig zu bleiben? Wo als Travel Manager oder Mobilitätsverantwortlicher anfangen, um den nachhaltigen Wandel hin zu klimaneutraler Mobilität im eigenen Unternehmen zu forcieren?
Weiter per Zoom oder Teams konferieren? Notwendige Reisen bündeln und Fahrräder anschaffen? Der Dreisatz der Nachhaltigkeit sollte lauten:
- Vermeiden (durch Aufklärung und Aufzeigen von Alternativen)
- Verringern (durch Transparenz und intelligente Lieferketten)
- Verhindern (Null-Emission)
Dies proklamiert der Geowissenschaftler und Leiter des VDR-Kompetenzteams Nachhaltigkeit, Ludger Bals. Und was ist mit Kompensieren? „Klimaziele lassen sich mit Kompensieren nicht erreichen. Kompensieren führt lediglich dazu, dass verbleibende CO2-Emissionen durch Netto-Null-Strategien ausgeglichen werden müssen“, so Bals.
Doch dem zu folgen ist freilich leichter gesagt als getan. Kosten, Reisendenzufriedenheit und Effizienz müssen schließlich auch berücksichtigt werden, von den entsprechenden Prozessen ganz zu schweigen, oder? Ja und nein! Nein, weil die Zeit verdammt knapp geworden ist und nicht nur Pessimisten darauf verweisen: „Es ist bereits fünf nach zwölf!“ Oder, wie ein TMC dieser Tage formulierte: „Umweltbewusstes Handeln ist kein Nice-to-have mehr; es ist eine absolute Notwendigkeit für Unternehmen.“ Neue und veränderte Maßstäbe bedingen ein komplettes Umdenken, um eine lebenswerte Erde zu erhalten und somit unsere Lebensgrundlage zu erhalten.
Nationale + internationale Bestimmungen
Der Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) hat es sich zur obersten Aufgabe gemacht, seine Mitglieder auf ihrem Weg zu klimaneutraler Mobilität pragmatisch und zielgerichtet zu unterstützen. Dazu gehört nicht nur der Verweis auf die Dringlichkeit des so großen Themas Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen und unsere Erde. Dazu gehören auch die Bereitstellung von Umsetzungshilfen und die Aufklärung über die verschiedenen gesetzlichen Anforderungen (Kann- und Sollbestimmungen), nationale wie internationale Rahmenbedingungen.
Dazu hat das VDR-Kompetenzteam Nachhaltigkeit den Dschungel an Quellen gesichtet, gelichtet und eine Auswahl der wichtigsten Verordnungen, Tipps und Studien zusammengestellt. Wohl wissend, dass Sustainability weitaus mehr umfasst als „nur“ die Reduktion des eigenen wie unternehmerischen CO2-Fußabdrucks. Wichtig ist es, den ersten Schritt zu gehen und um Lösungswege zu finden, die getätigten klimaschädlichen Treibhausgasemissionen zu kennen. Hier finden Sie alle Informationen dazu.
Einzelpersonen sollten sich derweil auf den Seiten des Bundesumweltamtes umschauen: Danach liegt in Deutschland der durchschnittliche CO₂-Fußabdruck pro Kopf bei 10,8 Tonnen. Bis 2030, so legt es das Klimaziel der Deutschen Bundesregierung fest, muss jeder Bürger (Kopf) seinen Fußabdruck auf unter eine Tonne reduzieren. Hier geht’s zum individuellen Test.
Weiterführende Informationen zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie auch unter folgenden Links:
www.vdr-akademie.de/themen/nachhaltigkeit
www.geschaeftsreiseanalyse.de
*Bei nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen kann ein Verstoß gegen die Pflicht zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung bis zu 50.000 Euro Geldbuße nach sich ziehen (§289b HGB); bei kapitalmarktorientierten Gesellschaften kann dieser Verstoß mit bis zu 5% vom jährlichen Gesamtumsatz sogar deutlich drastischer ausfallen (§264d HGB).