Brief aus Berlin (4): Kostenexplosion

Endlich, nach vielen Monaten von Verhandlungen, hat Deutschland wieder eine Bundesregierung. Endlich, sagen viele Verbände auf dem Berliner Parkett, werden die vielfältigen Probleme und Herausforderungen angepackt, vor denen das Land steht. Aus Sicht des VDR sind dies etwa Vorantreiben der Digitalisierung, was beispielsweise zum Bürokratieabbau genutzt werden kann (Stichwort Beleglose Reisekostenabrechnungen) und der Ausbau der Mobilfunknetze, sodass Geschäftsreisende überall mobil telefonieren und sich ins Internet einloggen können.

Allerdings wird die Freude über den Neustart und die Hoffnung auf praxisgerechte Lösungen nachhaltig getrübt, wenn man die Regierungsbildung aus der Nähe betrachtet. Bevor nämlich die Bundesregierung überhaupt ihre Arbeit aufnimmt, baut sie erst einmal den Regierungsapparat nicht nur um – sondern vor allen Dingen auch kräftig aus. Die neue große Koalition, gleich konstituiert wie die alte, gönnt sich 209 neue Planstellen, für das Innenministerium von Horst Seehofer etwa 100, für das Finanzministerium von Olaf Scholz etwa 40 und für das Bundeskanzleramt schließlich 39. Auch wurde die Zahl der „Parlamentarischen Staatssekretäre“, die wenig bis keine Bedeutung für praktisches Regierungshandeln und die Gesetzgebung haben, auf 35 erhöht.

Kostenorientiert denkende und auf Effizienz ausgerichtete Travel- Manager und Einkäufer müssen angesichts dieser personellen Inflation je nach Mentalität den Kopf schütteln oder die Faust in der Tasche ballen.

 

Über unseren Autor

Dr. Hubert Koch war bis März 2020 Repräsentant des VDR im politischen Berlin. In seinem Brief aus der Hauptstadt berichtete er, was sich hinter den Kulissen abspielt und an welchen Stellen die Lobbyarbeit des VDR ansetzt, um die Interessen seiner Mitglieder bestmöglich zu vertreten.